Kontaktlinsen bei hochgradigem Astigmatismus

Was ist hochgradiger Astigmatismus?
Hochgradiger Astigmatismus liegt vor, wenn die Hornhaut des Auges eine stark unregelmäßige Krümmung aufweist. Diese Abweichung verursacht eine fehlerhafte Lichtbrechung, sodass Objekte in der Nähe und Ferne verzerrt oder verschwommen erscheinen. Medizinisch wird ein Astigmatismus mit einem Zylinderwert über 2,5 Dioptrien als hochgradig eingestuft.
Im Gegensatz zum regulären Astigmatismus, der häufig mit einer Brille korrigiert werden kann, erfordert eine stärkere Ausprägung spezielle torische Kontaktlinsen oder formstabile Linsensysteme, um die Fehlsichtigkeit präzise zu kompensieren.
Die Bezeichnung „Stabsichtigkeit“ ist ein veralteter Begriff, der jedoch weiterhin verwendet wird. Dabei wird das Bild auf der Netzhaut nicht punktförmig, sondern als Linie abgebildet – eine direkte Folge der ungleichmäßigen Hornhautwölbung.
Ursachen und Risikofaktoren
Ein stark ausgeprägter Astigmatismus kann angeboren oder erworben sein. Häufige Ursachen sind:
- Genetische Veranlagung: Bereits im Kindesalter erkennbar und bleibt oft lebenslang bestehen.
- Keratokonus: Eine degenerative Erkrankung, bei der die Hornhaut kegelförmig nach außen gewölbt ist.
- Narbenbildung oder Traumata: Verletzungen oder Operationen an der Hornhaut können unregelmäßige Verkrümmungen verursachen.
- Postoperative Veränderungen: Nach refraktiven Eingriffen wie LASIK kann ein irregulärer Astigmatismus auftreten.
Unbehandelt kann ein starker Astigmatismus zu Kopfschmerzen, Augenermüdung und sogar verminderter Sehentwicklung führen – besonders bei Kindern.
Wer ist von hochgradigem Astigmatismus betroffen?
Etwa die Hälfte aller österreichischen Brillenträger sind nicht nur kurz- oder weitsichtig, sondern haben zusätzlich eine Hornhautverkrümmung über 0,5 Dioptrien.
Warum sollten bei hochgradigem Astigmatismus Kontaktlinsen statt Brillen verwendet werden?
- Kontaktlinsen können im Vergleich zu einer Brille gerade bei dieser Art von Fehlsichtigkeit zu einer Verbesserung der Sehschärfe verhelfen.
- Bei hochgradigem Astigmatismus ab 2 Dioptrien können Kontaktlinsen oft einen stabileren und schärferen Seheindruck erreichen als Brillen.
- Ab 3 Dioptrien sind Kontaktlinsen absolut indiziert.
Welche Kontaktlinse sollte verwendet werden?
Leichter bis mittelgradiger Astigmatismus
Formstabile Kontaktlinsen können je nach Art der Hornhautverkrümmung und der Hornhautoberfläche leichte bis mittelgradige Hornhautverkrümmungen im Zusammenwirken mit der Tränenlinse (Tränenfilm) stabil korrigieren.
Auch weiche Kontaktlinsen mit eingebautem Torus (zylindrische Korrektur eines Astigmatismus) können leichte bis mittelgradige Hornhautverkrümmungen korrigieren. Diese dürfen aber nicht zu fest an der Hornhaut aufliegen, sondern müssen eine gewisse Beweglichkeit haben, um den regelmäßigen Tränenaustausch unter der Kontaktlinse und damit eine ausreichende Sauerstoffversorgung der Hornhaut zu gewährleisten.
Durch diese Beweglichkeit kann sich der in der Linse eingelagerte Torus bewegen. Je höher dabei die Dioptrien des Torus ausfällt, umso instabiler kann der Seheindruck werden. Hier sollte aufgrund der besseren Möglichkeiten eine individuelle Anpassung vorgenommen werden.
Mit Tauschlinsen kann dieser Vorteil nicht optimal erreicht werden. Bessere Ergebnisse erzielt man nicht mit weichen, sondern mit Individualkontaktlinsen.
Höhergradiger Astigmatismus
Bei höhergradigem Astigmatismus sollte eine formstabile Spezialkontaktlinse angepasst werden. Hier sind weiche torische Kontaktlinsen nicht zielführend, da es zu einem instabilen Seheindruck kommen kann.
Insbesondere beim höher- bis mittelgradigen Astigmatismus ist ein besonderes Eingehen auf den Patienten und ein hoher Erfahrungswert beim Kontaktlinsenanpasser notwendig. Durch dieses Einfühlungsvermögen sind ein optimaler Seheindruck und ein sehr guter Komfort beim Tragen der Kontaktlinse erreichbar.