Multifokale Kontaktlinsen (Gleitsichtlinsen)

Was sind multifokale Kontaktlinsen (Gleitsichtlinsen)?

Multifokale Kontaktlinsen ermöglichen scharfes Sehen in unterschiedlichen Distanzen – ohne ständigen Brillenwechsel. Sie wurden speziell für Menschen mit Presbyopie (Alterssichtigkeit) entwickelt und kombinieren mehrere Sehbereiche in einer einzigen Linse. Im Gegensatz zu klassischen Einstärkenlinsen, die nur für Fern- oder Nahsicht optimiert sind, bieten multifokale Varianten eine klare Sicht sowohl in der Nähe als auch in der Ferne – ideal für Tätigkeiten wie Lesen, Autofahren oder Bildschirmarbeit.

Die Linsen funktionieren nach dem Prinzip des simultanen Sehens: Mehrere optische Zonen überlagern sich, sodass das Gehirn je nach Blickrichtung automatisch den richtigen Schärfebereich auswählt. Diese Technologie unterscheidet sich grundlegend von bifokalen Linsen, bei denen die Sehbereiche klar voneinander abgegrenzt sind.

Multifokale Linsen sind besonders geeignet für Menschen ab etwa 40 Jahren, bei denen die natürliche Akkommodationsfähigkeit des Auges nachlässt. Sie bieten eine diskrete, komfortable Alternative zur Lesebrille oder Gleitsichtbrille und steigern die visuelle Flexibilität im Alltag.

Wie funktionieren multifokale Kontaktlinsen?

Multifokale Kontaktlinsen nutzen ein ausgeklügeltes optisches Design, um scharfes Sehen in der Nähe, Ferne und im Zwischenbereich gleichzeitig zu ermöglichen. Im Zentrum steht das Prinzip des simultanen Sehens: Die Linse enthält mehrere konzentrisch angeordnete oder asphärisch gestaltete Zonen mit unterschiedlicher Dioptrienstärke. Das Auge empfängt permanent alle Bildebenen, während das Gehirn automatisch das jeweils passende Bild verarbeitet.

Es gibt zwei Hauptdesigns:

Konzentrisches Design: Zonen für Nah- und Fernsicht wechseln sich ringförmig ab.
Asphärisches Design: Die Übergänge zwischen den Sehbereichen verlaufen gleitend, was zu einem natürlicheren Seheindruck führt.

Einige Modelle kombinieren diese Ansätze, um den Übergang zwischen Distanzen noch fließender zu gestalten. Die Auswahl des Designs hängt unter anderem von der Pupillengröße, der Lichtverhältnisse im Alltag und den individuellen Sehbedürfnissen ab.

Wichtig ist: Das Gehirn benötigt eine kurze Anpassungszeit, um die simultanen Bildeindrücke korrekt zu interpretieren. Danach entsteht eine stabile visuelle Wahrnehmung mit hoher Alltagstauglichkeit.

Vorteile multifokaler Kontaktlinsen im Alltag

Multifokale Kontaktlinsen bieten eine Reihe praktischer Vorteile, die über die reine Sehkorrektur hinausgehen. Der größte Nutzen liegt in der gleichzeitigen Sehschärfe in allen Entfernungen – egal ob beim Lesen eines Buches, Arbeiten am Bildschirm oder Blick in die Ferne beim Autofahren. Ein ständiger Wechsel zwischen Lese- und Fernbrille entfällt.

Ein weiterer Vorteil ist die ästhetische Unauffälligkeit: Anders als Gleitsichtbrillen sind multifokale Kontaktlinsen für Außenstehende nicht erkennbar. Das sorgt für mehr Diskretion im Berufs- und Sozialleben. Auch im Sport oder bei Aktivitäten im Freien punkten sie mit hohem Tragekomfort und Bewegungsfreiheit.

Durch den Wegfall störender Brillenränder erleben viele Anwender ein natürlicheres Sehgefühl. Die kontinuierliche Blickführung in alle Richtungen bleibt uneingeschränkt, was insbesondere beim Treppensteigen oder in dynamischen Situationen die Sicherheit erhöht.

Zudem eignen sich multifokale Kontaktlinsen besonders für Menschen, die häufig zwischen verschiedenen Sehaufgaben wechseln – etwa im Büro, im Straßenverkehr oder im Einzelhandel. Die Linsen passen sich diesen Anforderungen flexibel an und erhöhen die visuelle Effizienz im Alltag.

Anpassungszeit

Obwohl multifokale Kontaktlinsen viele Vorteile bieten, erfordern sie in der Anfangsphase eine gewisse Anpassungszeit. Die visuelle Verarbeitung ist komplexer als bei Einstärkenlinsen, da das Gehirn lernen muss, aus mehreren gleichzeitig wahrgenommenen Bildebenen das richtige Bild auszuwählen. Dieser Prozess nennt sich neuronale Bildselektion und kann zu Beginn als ungewohnt empfunden werden.

Typische Anfangsbeschwerden sind:

Lichtreflexe bei Dunkelheit (besonders beim Autofahren)
Verminderter Kontrast bei schwachem Licht
Unschärfe beim schnellen Wechsel zwischen Nah- und Fernsicht

Diese Effekte klingen bei den meisten Trägern innerhalb weniger Tage bis Wochen ab. Die Eingewöhnungszeit variiert individuell, beträgt aber im Durchschnitt etwa 1–2 Wochen. Wichtig ist eine professionelle Anpassung durch den Optiker, der das passende Linsendesign auf Pupillengröße, Sehgewohnheiten und Lebensstil abstimmt.

Geduld spielt hierbei eine zentrale Rolle. Wer die Linsen täglich trägt und auf konsequente Anwendung achtet, erzielt deutlich bessere Ergebnisse. Auch eine stufenweise Tragezeitsteigerung kann hilfreich sein, um die visuelle Integration zu erleichtern.

Wer eignet sich für multifokale Kontaktlinsen?

Multifokale Kontaktlinsen wurden primär für Menschen mit Presbyopie (Alterssichtigkeit) entwickelt – typischerweise ab dem 40. Lebensjahr. In diesem Alter beginnt das Auge, an Flexibilität zu verlieren, was sich durch unscharfes Sehen im Nahbereich bemerkbar macht. Wer bis dahin ohne Sehhilfe ausgekommen ist oder herkömmliche Kontaktlinsen getragen hat, kann durch multifokale Varianten die Sehschärfe in allen Distanzen wiederherstellen.

Geeignet sind Personen, die:

regelmäßig zwischen Nah- und Fernsicht wechseln,
beruflich auf eine uneingeschränkte Sicht angewiesen sind,
auf eine Gleitsichtbrille verzichten möchten,
generell gute Tränenfilmstabilität und Hornhautgesundheit aufweisen.

Nicht ideal sind multifokale Linsen für Menschen mit:

starkem Astigmatismus (Hornhautverkrümmung > 1,5 dpt),
trockenen Augen (ohne vorherige Stabilisierung des Tränenfilms),
hohen Ansprüchen an das Nachtsehen (z. B. Berufskraftfahrer bei Nacht).

Die Entscheidung für multifokale Kontaktlinsen sollte stets auf Basis einer professionellen Augenuntersuchung getroffen werden. Optiker und Augenärzte analysieren dabei Sehprofil, Pupillendynamik und Lebensgewohnheiten, um das passende Linsenmodell zu ermitteln.

Anpassung und Beratung durch den Optiker

Eine professionelle Anpassung ist der Schlüssel zum Erfolg bei multifokalen Kontaktlinsen. Anders als bei Standardlinsen erfordert das komplexe Design eine präzise Abstimmung auf individuelle Sehgewohnheiten, Pupillengröße und Sehanforderungen. Der Optiker führt dafür eine umfassende Sehprofilanalyse durch – inklusive Sehtest, Pupillometrie und Bedarfsabklärung im Alltag.

Erfahren Sie in unserer Seite zu Komplettlösungen bei Sehkorrektur mit Kontaktlinsen, wie wir individuell auf Ihre Sehanforderungen eingehen können.“

Ablauf der Anpassung:

Voruntersuchung: Analyse von Hornhauttopografie, Tränenfilm und bestehenden Sehstärken.
Linsenauswahl: Bestimmung des optimalen Linsentyps (z. B. konzentrisch, asphärisch, hybrid).
Probetragen: Anpasslinsen werden direkt getestet – inkl. Nah- und Fernsicht, bei Tageslicht und Bildschirmarbeit.
Nachkontrolle: Feinabstimmung nach 1–2 Wochen Trageerfahrung.

Eine kompetente Beratung hilft, realistische Erwartungen zu formulieren. Denn nicht jeder Sehfehler lässt sich mit multifokalen Linsen zu 100 % ausgleichen. Durch transparente Aufklärung, Testlinsen und regelmäßige Kontrollen können jedoch sehr gute Ergebnisse erzielt werden.

Wichtig: Anpassungen sind keine Einmalleistung – insbesondere bei Erstträgern sind Folgeuntersuchungen entscheidend für langfristigen Tragekomfort und Sehstabilität.

Pflege und Handhabung

Multifokale Kontaktlinsen erfordern eine sorgfältige Pflege, um Sehqualität, Tragekomfort und Augengesundheit langfristig zu sichern. Die Anforderungen unterscheiden sich je nach Linsentyp:

Tageslinsen vs. Monatslinsen:

Tageslinsen: Einmalgebrauch. Keine Reinigung nötig, da die Linsen nach dem Tragen entsorgt werden. Ideal für gelegentliche Nutzung oder empfindliche Augen.
Monatslinsen: Müssen täglich gereinigt und desinfiziert werden. Dafür sind spezielle Kombilösungen oder Peroxidsysteme erforderlich.

Grundregeln für die Handhabung:

Vor dem Einsetzen und Herausnehmen stets Hände gründlich waschen.
Linsen nach dem Tragen direkt reinigen, abspülen und in frischer Lösung lagern.
Nie mit Leitungswasser in Kontakt bringen – Infektionsrisiko!
Pflegemittel regelmäßig erneuern, keine „Top-Up“-Befüllungen verwenden.
Auf Fristen achten: Monatslinsen nach 30 Tagen entsorgen, auch wenn sie selten getragen wurden.

Für multifokale Linsen ist die Linsenreinheit entscheidend, da Ablagerungen die optischen Zonen stören können. Regelmäßige Nachkontrollen beim Optiker helfen dabei, Passform, Sehstärke und Linsenverträglichkeit zu überprüfen.

Häufige Fragen (FAQ) zu multifokalen Kontaktlinsen

Wie lange hält eine multifokale Kontaktlinse?

Das hängt vom Linsentyp ab. Tageslinsen werden nach einmaligem Tragen entsorgt. Monatslinsen sind für eine Tragedauer von bis zu 30 Tagen vorgesehen – unabhängig von der tatsächlichen Nutzungsfrequenz. Individuell gefertigte Linsen können je nach Material bis zu 6 Monate haltbar sein, müssen aber regelmäßig kontrolliert werden.

Kann man mit multifokalen Kontaktlinsen Autofahren?

Ja, multifokale Linsen sind grundsätzlich verkehrstauglich. Wichtig ist jedoch eine optimale Anpassung, da manche Träger anfangs Lichtreflexe oder Kontrastverluste in der Dämmerung bemerken. Ein Sehtest unter Realbedingungen (z. B. Abendlicht) wird empfohlen.

Sind multifokale Linsen für Bildschirmarbeit geeignet?

Ja, diese Linsen wurden speziell entwickelt, um das Sehen in unterschiedlichen Entfernungen zu ermöglichen – inklusive des Zwischenbereichs, der beim Arbeiten am Monitor besonders relevant ist. Wichtig ist ein stabiler Tränenfilm, da trockene Augen die Sicht am Bildschirm beeinträchtigen können.

Ist die Eingewöhnung schwierig?

In den ersten Tagen kann es zu einem ungewöhnlichen Seheindruck kommen, da das Gehirn lernen muss, die gleichzeitigen Bildebenen korrekt zu verarbeiten. Die meisten Nutzer gewöhnen sich innerhalb von 1–2 Wochen vollständig daran.